Manipulation, Propaganda & Bewusstseinbeeinflussung
Kognitive Verzerrungen
Bestätigungstendenz oder Bestätigungsverzerrung (2)
Weiterlesen...Wason entwickelte mehrere denkpsychologische Experimente. Obwohl in den folgenden Jahren viele weitere Experimente die einfache Annahme der Existenz eines systematischen Bestätigungsfehlers stark in Zweifel gezogen haben, ist die Annahme, dass Menschen danach streben, ihre eigenen Hypothesen zu bestätigen, nicht nur unter Laien weit verbreitet. Die Bestätigung von Hypothesen erstreckt sich auf die kognitiven Funktionen Erinnern, Wahrnehmen, Interpretieren und Anwenden von Suchstrategien. Die kognitionspsychologische Forschung konzentriert sich auf die Auswahl der Information.
Hauptsächlich können Bestätigungsfehler ermittelt werden, wenn die zu prüfende Theorie schon fest etabliert ist oder wenn die zu bestätigende Erwartung mit einem positiven Gefühl belegt oder auf eine andere Art erstrebenswert ist. Andererseits wird eine Erwartungsbestätigung im Alltag auch oft angestrebt, wenn die Erwartung selbst nicht angestrebt wird. Trope und Liberman (1996) stellen deshalb die Kosten von fehlerhaften Entscheidungen bei ihren Experimenten in den Vordergrund. Allgemein wollen die Menschen demnach die hohen Kosten von Fehlentscheidungen vermeiden. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Hypothese durch Informationen bestätigt oder widerlegt werden soll.Bias blind spot
Weiterlesen...Der Bias blind spot (deutsch etwa „Verzerrungsblindheit“) bezeichnet eine kognitive Verzerrung (cognitive bias): die Tendenz, das eigene Wahrnehmen, Denken, Erinnern und Urteilen für unbeeinflusst respektive für verhältnismäßig wenig beeinflusst zu halten. Das wesentliche Merkmal dieser Verzerrung ist das eigene Wahrnehmen der Objektivität aufseiten des Betroffenen, also zu glauben, dass man selbst völlig frei oder zumindest freier von Beeinflussungen ist und solche Phänomene nur auf andere zutreffen. Während motivierte Kognition im Alltag sinnvolle Funktionen haben kann, etwa den Erhalt oder die Förderung des Selbstwertgefühls, bildet sie in der Wissenschaft ein Hindernis für die Erzeugung und Verbreitung valider Erkenntnisse.
Decoy-Effekt
Weiterlesen...Decoy-Effekt (wörtlich Köder-Effekt oder Täuschungseffekt) ist ein Begriff im Marketing (auch als asymmetrischer Dominanzeffekt bezeichnet). Er beschreibt das Phänomen einer stärkeren Bevorzugung der Verbraucher gegenüber einem Produkt unter Berücksichtigung zweier bestimmter Produkte, hervorgerufen durch das Angebot eines dritten „asymmetrisch dominierten“ Produktes. Ein asymmetrisch dominiertes Produkt ist einem der Produkte in jeder Hinsicht unterlegen, einem anderen Produkt jedoch in manchen Eigenschaften überlegen und in anderen unterlegen. Mit anderen Worten, bezüglich spezifischer kaufentscheidender Attribute wird es von einem Produkt vollständig dominiert (ist also eindeutig schlechter), von einem anderen nur teilweise.
Default-Effekt
Weiterlesen...Der Default-Effekt (englisch default für Vorgabe oder Voreinstellung) bzw. die Voreinstellungsüberzeugung ist eine kognitive Verzerrung, eine übermäßige Bevorzugung derjenigen Option („Default-Option“ bzw. „Voreinstellung“), bei der ein Akteur keine aktive Entscheidung trifft. Der Default-Effekt wird von der Psychologie und interdisziplinären Forschungsgebieten wie der Verhaltensökonomie untersucht.
Ein verwandter Effekt ist die Status-quo-Verzerrung, die die übermäßige Bevorzugung des Status quo gegenüber Veränderungen beschreibt.Déformation professionnelle
Weiterlesen...Der französische Ausdruck Déformation professionnelle (deutsch etwa berufliche Entstellung) ist ein Wortspiel, das die Neigung bezeichnet, eine berufs- oder fachbedingte Methode oder Perspektive unbewusst über ihren Geltungsbereich hinaus anzuwenden. Auf fachfremde Themen oder Situationen angewendet, kann das zu einer eingeengten Sichtweise, zu Fehlurteilen oder zu sozial unangemessenem Verhalten führen.
Der Ausdruck ist eine Verballhornung des französischen Begriffs Formation professionnelle für Berufsausbildung oder berufliche Fortbildung, auf den er sich in ironischer Weise bezieht. Er geht vermutlich auf einen Aufsatz des belgischen Soziologen Daniel Warnotte von 1937 zurück.
Beispiele für eine Déformation professionnelle sind Lehrer, die auch privat dozieren und korrigieren, ein Polizist, der auch außer Dienst überall Gesetzesbrecher sieht, oder ein Musiker, der nicht mehr mit Genuss Musik hören kann, weil er nicht anders kann, als sie fachlich zu analysieren.Dichotomie
Weiterlesen...Dichotomie (aus altgriechisch δίχα dícha, „zweifach, doppelt“ und altgriechisch τομή tomé „Schnitt“) bezeichnet die Kategorisierung von zwei Objekten der gleichen Art, die einander ohne Schnittmenge gegenüberstehen, aber dennoch aufgrund bestimmter Merkmale als zusammengehörig wahrgenommen werden. Sie können einander ergänzen (zum Beispiel ein komplementäres Begriffspaar) oder eine Aufteilung in zwei Teile ausdrücken, zum Beispiel die Aufteilung eines Bereichs in zwei Teilbereiche (ein Markt in zwei Teilmärkte).
Beispiele für dichotomes Denken sind z. B. die Einteilung in Gut und Böse, die Einteilung in makellos und fehlerhaft, die Einteilung in sauber und schmutzig oder die Einteilung in heilig und sündhaft. Ebenfalls kann dichotomes Denken bei Vorurteilen und Rollenbildern, wie z. B. der Einteilung nach weiblichem und männlichem Verhalten vorkommen.Dunning-Kruger-Effekt
Weiterlesen...Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück.
Emotionales Schlussfolgern (1)
Weiterlesen...Emotionales Schlussfolgern oder emotionale Beweisführung (englisch: emotional reasoning) liegt vor, wenn jemand aus seinen Gefühlen Schlussfolgerungen über Tatsachen zieht. Beispiel: „Ich empfinde Eifersucht und Misstrauen. Das bedeutet, dass meine Partnerin wohl fremdgeht.“ Emotionales Schlussfolgern ist eine Form von kognitiver Verzerrung, wodurch keine korrigierenden Erfahrungen gesammelt werden können, die bisherige Überzeugungen (Schemata) infrage stellen (siehe Becks Depressionsmodell).
Tatsächlich werden Emotionen durch die meist unbewusste und von anderen kognitiven Verzerrungen und Voreingenommenheit beeinflusste Denkweise über das beobachtete Ereignis ausgelöst. Emotionen sind folglich völlig ungeeignet, die Richtigkeit einer Annahme zu bewerten, da sie ein Resultat der Annahme sind.Emotionales Schlussfolgern (2)
Weiterlesen...Der Begriff geht auf den Psychiater Aaron T. Beck zurück, der ihn 1979 im Rahmen seiner Überlegungen zur kognitiven Verhaltenstherapie eingeführt hat. Besonders Menschen mit Neigungen zur Depression lauschen oft exzessiv auf ihr negatives Bauchgefühl, anstatt unbefangen die objektiven Fakten zu besichtigen. In Stresssituationen neigen Menschen aber generell dazu, auf ein gegebenes Ereignis emotional zu reagieren, anstatt eine strategisch kluge Antwort zu finden.
Auswirkung
Eine Person, die einer emotionalen Schlussfolgerung unterliegt, hinterfragt aufgrund des Bestätigungsfehlers und der damit einhergehenden Selbsttäuschung die getätigte Annahme nicht und ignoriert Evidenzen, welche gegen die getätigte Annahme sprechen. Durch den Mangel an Evidenz werden andere kognitive Verzerrungen weiter verstärkt.Eskalierendes Commitment
Weiterlesen...Als eskalierendes Commitment (auch Entrapment, Sunk-costs-fallacy-Effekt oder Too-much-invested-to-quit-Syndrom) wird ein auf kognitiver Verzerrung basierendes Verhalten bezeichnet, das durch die Tendenz gekennzeichnet ist, sich gegenüber einer früher getroffenen Entscheidung verpflichtet zu fühlen und diese über die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen zu stützen, obwohl sich diese Entscheidung bisher als ineffektiv oder falsch erwiesen hat.