Manipulation, Propaganda & Bewusstseinbeeinflussung
Schwarze Rhetorik
Verfügbarkeitsheuristik
Weiterlesen...Verfügbarkeitsheuristik (englisch availability heuristic) ist eine verkürzende kognitive Operation, die zu Urteilsfehlern führt.Sie gehört in der Kognitionspsychologie zu den sogenannten Urteilsheuristiken, die gewissermaßen Faustregeln darstellen, um Sachverhalte auch dann beurteilen zu können, wenn kein Zugang zu präzisen und vollständigen Informationen besteht. Sie ersetzt die schwierige Frage nach der Häufigkeit eines Ereignisses oder dem Umfang einer Kategorie durch die einfachere Frage, wie leicht es fällt, sich an passende Beispiele zu erinnern. Zwei häufige Ursachen dafür, dass Beispiele leicht verfügbar sind und so zu einem systematischen Fehler führen, sind eigene Erlebnisse sowie Berichte in den Massenmedien.
Wenn sich mehrere Menschen nacheinander äußern, kann jeder einzelne durch die Verfügbarkeit der Meinungen der anderen zur Mehrheitsmeinung getrieben werden. Das Phänomen wurde von Timur Kuran und Cass Sunstein beschrieben. Es ähnelt dem Gruppendenken. Sunstein warnte davor, dass dieses Phänomen durch Soziale Medien häufiger auftreten könnte.0 / 0 / 63Soziales Faulenzen
Weiterlesen...Der Begriff soziales Faulenzen (englisch social loafing) beschreibt ein sozialpsychologisch relevantes Phänomen in einer Gruppe. Sobald Individuen im Kollektiv mit anderen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und dabei ihre Einzelleistung nicht bekannt wird, reduziert sich ihre physiologische Anspannung. Diese Entspannung führt zu einem Leistungsabfall bei einfachen Aufgaben und zu einer Leistungssteigerung bei schwierigen, zum Beispiel neuen oder komplexen Aufgaben. Zum Beispiel gibt es soziales Faulenzen bei Ruderern, nicht aber bei Schwimmstaffeln, denn dort sind die Zeiten der einzelnen Schwimmer immer noch sichtbar. Eine Reihe von Faktoren kann soziales Faulenzen verstärken oder hemmen.
1 / 1 / 63Verarbeitungsgeschwindigkeit
Weiterlesen...Verarbeitungsgeschwindigkeit (englisch processing fluency) bezeichnet die Leichtigkeit, mit der Gehirne Information verarbeiten können. Die Leichtigkeit, mit der Wahrnehmungsreize verarbeitet werden können, bezeichnet man als Wahrnehmungsfähigkeit (perceptual fluency), die Leichtigkeit, mit der Information aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann, als flüssiges Abrufen von Informationen (retrieval fluency).
Die Grundlagenforschung zur Verarbeitungsgeschwindigkeit wird heute im Marketing angewendet. In einer neueren Untersuchung konnte auch gezeigt werden, dass der lange bekannte Effekt unlesbarer Handschrift beim Schreiben eines Aufsatzes auf die Notengebung auf einen Mangel an Verarbeitungsgeschwindigkeit beim Lesen (und nicht etwa auf negative Stereotype in Bezug auf unlesbare Schrift) zurückzuführen ist.
2 / 2 / 63Survivorship Bias
Weiterlesen...Survivorship Bias (deutsch: Überlebenden-Verzerrung oder Überlebenden-Irrtum) bezeichnet eine kognitive Verzerrung. Nach dem Survivorship Bias werden Wahrscheinlichkeiten eines Erfolgs systematisch überschätzt, da erfolgreiche Personen oder Zustände stärker sichtbar sind als nicht erfolgreiche.
Präventionsmaßnahmen
Da der Survivorship Bias einer rückblickenden Fall-Kontroll-Studie ohne Kontrollgruppe entspricht, muss also eine prospektive Studie durchgeführt werden. Im Beispiel der Kampfflugzeuge sollten also alle Flugzeuge, die zum Einsatz gestartet sind, in der Stichprobe berücksichtigt werden. Bei Kundenbefragungen können etwa alle Kunden, die in einem bestimmten Zeitraum ihre erste Bestellung aufgegeben hatten, befragt werden – anstelle bloß die aktuellen Kunden um ihre Meinung zu befragen. Genauso kann man den Erfolg von Unternehmern untersuchen, indem man aus dem Handelsregister eine Liste der Neugründungen erstellt, anstatt die derzeit existierenden Firmen zu betrachten.3 / 3 / 63Selbstwertdienliche Verzerrung
Weiterlesen...Selbstwertdienliche Verzerrung (englisch self-serving bias) bezeichnet in der Sozialpsychologie die Tendenz, eigene Erfolge im Zweifelsfall eher inneren Ursachen (wie eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten) und eigene Misserfolge eher äußeren Ursachen (der Situation, dem Zufall etc.) zuzuschreiben.
4 / 4 / 63Rückschaufehler
Weiterlesen...Rückschaufehler (englisch hindsight bias) bezeichnet in der Kognitionspsychologie die kognitive Verzerrung, dazu zu neigen, nachdem ein Ereignis eingetreten ist, die Vorhersehbarkeit dieses Ereignisses zu überschätzen. Teilweise werden auch möglicherweise vor dem Ereignis abgegebene Annahmen in der Erinnerung später in Richtung der tatsächlichen Ausgänge verzerrt.
Praktische Auswirkungen
Rückschaufehler wurden auch bei verschiedenen Expertengruppen (z. B. Ärzte, Richter) festgestellt.Insbesondere in der Rechtsprechung ist der Rückschaufehler von Bedeutung, da für die Beurteilung von Fahrlässigkeit, der nachträglichen Zulässigkeit von Ermittlungsmaßnahmen, aber auch der Patentwürdigkeit einer Erfindung, eine ex ante Beurteilung nötig ist, jedoch bereits spätere Informationen (z. B. über einen eingetretenen Schaden, das Ergebnis von Ermittlungsmaßnahmen, die zum Patent eingereichte Erfindung) den Urteilenden bereits bekannt sind. Neuere wissenschaftliche Literatur demonstrierte den Rückschaufehler ebenfalls für Szenarien, in denen eine mögliche juristische Verantwortung von Geschäftsführern nach der Insolvenz eines Unternehmens zu bewerten ist (indem die Insolvenz nach einem Versuch der Rettung durch den Geschäftsführer in Anbetracht des negativen Ausgangs als Wahrscheinlicher und Zwangsläufiger eingeschätzt wird).5 / 5 / 63Rückschaufehler (2)
Weiterlesen...Eine Studie zeigt, dass der Rückschaufehler auch in Artikeln der Wikipedia vorkommt: In einer Untersuchung wurden verschiedene Versionen von Wikipedia-Artikeln (vor und nach Eintreten eines Ereignisses) miteinander verglichen. In nur einer Kategorie von Ereignissen – Katastrophen – zeigte sich, dass spätere Artikelversionen stärker nahe legten, dass es zu dieser Katastrophe hätte kommen müssen. Dabei ist zu beachten, dass die Artikel, die für diese Ereigniskategorie untersucht wurden, nicht einmal den Fokus auf die Katastrophe selbst hatten, aber dafür bereits vor dem Eintreten der Katastrophe existierten (z. B. der Artikel über das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi bzw. das Historische Archiv der Stadt Köln). In Artikeln über andere Arten von Ereignissen (z. B. über Wahlen, wissenschaftliche Entdeckungen, Sportereignisse) wurde jedoch kein Rückschaufehler gefunden. Darüber hinaus zeigte sich in einem indirekten Vergleich im Kontext der Landtagswahl Baden-Württemberg, dass Wikipediaartikel (über Wahlen) tatsächlich weniger stark zum Rückschaufehler neigen als Individuen. Als mögliche Gründe hierfür führen die Autoren Wikipedias Regeln einerseits und die unmittelbare Verfügbarkeit von Informationen aus der Vorschauperspektive andererseits an.
6 / 6 / 63Massenpsychologie
Weiterlesen...Massenpsychologie ist ein Teilgebiet der Sozialpsychologie und beschäftigt sich mit dem Verhalten von Menschen in Menschenansammlungen. Ausgang für die Theoriebildung der Massenpsychologie ist die zum allgemeinen Erfahrungsschatz gehörende Tatsache, dass große Menschenmassen ein oft überraschend und irrational erscheinendes Verhalten zeigen, zum Beispiel die Auslösung einer Panik aufgrund eines eher unbedeutenden Anlasses.
7 / 7 / 63Massenpsychologie (2)
Weiterlesen...Nach Studien von Davis und Harless werden wichtige Entscheidungen in einer Gruppe nicht von einzelnen Individuen getroffen, sondern von der Masse in Abstimmung herbeigeführt, um durch die Zusammenarbeit ein Ziel zu erreichen. In der Geschichte sind große Menschenmassen imstande gewesen, dramatische und plötzliche soziale Veränderungen außerhalb der etablierten Rechtsprozesse einzuleiten. Kollektive Zusammenarbeit wird von einigen verdammt, von anderen unterstützt. Sozialwissenschaftler haben einige unterschiedliche Theorien aufgestellt, um massenpsychologische Phänomene zu erklären und zu erläutern, inwiefern sich das Gruppenverhalten vom Verhalten der Einzelpersonen innerhalb der Gruppe signifikant unterscheidet.
8 / 8 / 63Massenpsychologie (3)
Weiterlesen...Ansteckungstheorie
Eine frühe Theorie zum kollektiven Verhalten hat der französische Soziologe Gustave Le Bon mit seinem Hauptwerk Psychologie der Massen (1895) formuliert. Nach Le Bons Ansteckungstheorie (engl. Contagion theory) üben soziale Gruppen eine hypnotische Wirkung auf ihre Mitglieder aus. Geschützt in der Anonymität der Menge, geben Menschen ihre persönliche Verantwortung auf und ergeben sich den ansteckenden Gefühlen der Masse. Die Menschenmenge entwickelt so ein Eigenleben, wühlt die Gefühle auf und verleitet die Personen tendenziell zu irrationalem Handeln. Wie Clark McPhail ausführt, offenbaren systematische Untersuchungen allerdings, dass „die verrückte Masse“ kein Eigenleben getrennt von den Gedanken und Intentionen ihrer Mitglieder führt. Norris Johnson, der eine Panik während eines Who-Konzerts 1979 erforschte, kam zu dem Schluss, dass die Masse aus vielen Kleingruppen bestand, deren Mitglieder vorwiegend versuchten, einander zu helfen.9 / 9 / 63