Attentat auf John F. Kennedy
Infoline
Attentat auf John F. Kennedy (11)
Weiterlesen...Sozialpsychologische Untersuchungen zur Genese von Verschwörungsdiskursen bestätigten Bethells These indes nicht. Der Philosoph Gerd H. Hövelmann glaubt, dass die ungewöhnlich große Zahl von Verschwörungstheorien zum Kennedy-Mord eher auf den hohen Grad an Sichtbarkeit dieses Verbrechens und auf die seines Erachtens offenkundigen Fälschungen und Manipulationen von Beweisen zurückzuführen sei, die es bei der Untersuchung des Mordes und bei der Verteidigung der Alleintäterschaft Oswalds gegeben habe. Tatsächlich hatten die amerikanischen Behörden befürchtet, Spekulationen über eine Beteiligung der Sowjetunion an der Ermordung des Präsidenten könnten einen Atomkrieg auslösen. Daher erfolgten die und der nicht ergebnisoffen, sondern zielten darauf, Oswald als Alleintäter zu präsentieren. Diese durchschaubare Strategie führte zu Misstrauen. Somit war die bald einsetzende Kritik an der offiziellen Fassung durchaus berechtigt, auch wenn die Spekulationen darüber, wer denn in Wahrheit hinter dem Attentat stecken würde, wie der Historiker Andreas Joch schreibt, „teils wahnhafte Züge“ trug.
10 / 10 / 76Attentat auf John F. Kennedy (12)
Weiterlesen...Untersuchungen
FBI-Ermittlungen
Nach dem Attentat auf Kennedy schaltete sich das FBI in die Ermittlungen der Polizei von Dallas ein. Am 24. November 1963, wenige Stunden, nachdem Oswald erschossen worden war, erklärte FBI-Direktor J. Edgar Hoover: „Woran mir am meisten liegt, ist, etwas herauszugeben, womit wir die Öffentlichkeit davon überzeugen können, dass Oswald der wahre Attentäter ist“.
Am 9. Dezember 1963, nur 17 Tage nach dem Attentat, wurde der FBI-Bericht veröffentlicht. Präsident Johnson hatte auf eine rasche Veröffentlichung gedrängt. Darin wurde festgestellt, dass drei Projektile abgefeuert worden seien: Das erste habe Kennedy in den Rücken getroffen, das zweite Connally, das dritte sei der tödliche Kopftreffer gewesen.11 / 11 / 76Attentat auf John F. Kennedy (13)
Weiterlesen...Einer der Gründe, weshalb das FBI die Untersuchung möglichst rasch zu beenden suchte, war die Sorge um die eigene Reputabilität: Einer seiner Agenten hatte in den Wochen vor dem Attentat Informationen über Oswald gesammelt, einen bekennenden Marxisten-Leninisten, der von 1960 bis 1962 in der Sowjetunion gelebt hatte. Der Agent hatte wenige Wochen vor dem Attentat zweimal mit Oswalds belarussischer Frau gesprochen, ihn selbst aber nie angetroffen. Oswald selbst hatte ihn daraufhin schriftlich aufgefordert, seine Frau nicht weiter zu belästigen. Diese Beschwerde und weitere Unterlagen zu ihm wurden nach Oswalds Ermordung vernichtet, aus Sorge, es könnte bekannt werden, dass das FBI dem Mörder dicht auf der Spur gewesen war, das Attentat aber gleichwohl nicht verhindert hatte.
12 / 12 / 76Attentat auf John F. Kennedy (14)
Weiterlesen...Warren-Kommission
Die Warren-Kommission übergibt ihren Abschlussbericht an Präsident Johnson, September 1964.
Schreiben an den US-Präsidenten zur Fertigstellung des Warren-Reports mit den Unterschriften der Kommissionsmitglieder
Die Warren-Kommission (offizieller Name: Report of the President’s Commission on the Assassination of President John F. Kennedy – „Kommission des Präsidenten über die Ermordung von Präsident John F. Kennedy“) wurde von Kennedys Amtsnachfolger Johnson am 29. November 1963 einberufen, um die Umstände des Attentats zu untersuchen. Sie ist nach ihrem Vorsitzenden Earl Warren benannt, der damals Oberster Richter am Supreme Court war.13 / 13 / 76Attentat auf John F. Kennedy (15)
Weiterlesen...Die Kommission umfasste neben Warren sechs Mitglieder:
Allen Welsh Dulles, ehemaliger Direktor der CIA, von Kennedy entlassen wegen der misslungenen Invasion in der Schweinebucht (
Senator John Sherman Cooper (Republikaner)
Senator Richard B. Russell (Demokrat)
Kongressabgeordneter Gerald Ford (Republikaner, späterer US-Präsident)
Kongressabgeordneter Hale Boggs (Demokrat)
John Jay McCloy, ehemaliger Präsident der Weltbank und Hoher Kommissar in der Bundesrepublik Deutschland14 / 14 / 76Attentat auf John F. Kennedy (16)
Weiterlesen...Die Kommission ging zielgerichtet und in großer Eile vor. Warren drängte die Kommissionsmitglieder, der Bericht müsse fertig sein, bevor im Sommer 1964 der Wahlkampf zu den nächsten Präsidentschaftswahlen begann. Die Kommission tagte 51 Mal, mehr als 600 Zeugen wurden befragt, etwa 3000 Beweisstücke sichergestellt. Russell und McCloy nahmen nur an wenigen Sitzungen teil. Die eigentliche Arbeit wurde von Assistenten wie Arlen Specter geleistet. Einfluss nahmen insbesondere Ford, der aus Zeitgründen den Obduktionsbericht änderte, und Dulles, der dafür sorgte, dass die Mordanschläge von CIA-Agenten auf Castro nicht zum Thema wurden. Diese geheim zu halten und Spekulationen über eine kommunistische Verschwörung im Keim zu ersticken war das erklärte Ziel der Kommission, die deshalb ausschließlich aus vertrauenswürdigen Mitgliedern des Washingtoner Establishments zusammengesetzt war. Laut der Literaturwissenschaftlerin Eva Horn glich das Procedere der Kommission weniger einem polizeilichen Ermittlungsverfahren mit der Leitfrage: Wer war der Täter, als einem Strafprozess, der die Frage zu beantworten hatte: War Oswald schuldig oder nicht?
15 / 15 / 76Attentat auf John F. Kennedy (17)
Weiterlesen...Nach nur zehnmonatiger Arbeit, die sich auf die Ermittlungsergebnisse der Polizei von Dallas und des FBI stützte, wurde im September 1964 das Ergebnis zunächst den Medien mitgeteilt, danach erfolgte die Veröffentlichung des 888 Seiten starken Abschlussberichts, des Warren-Reports (Warren-Bericht). Einige Zeit darauf erschienen insgesamt 26 Bände mit Anhörungsprotokollen und Beweismaterial.
16 / 16 / 76Attentat auf John F. Kennedy (18)
Weiterlesen...Die Kommission kam zu dem im Warren-Report veröffentlichten Ergebnis, dass Oswald der alleinige Täter gewesen sei und es keine Verschwörung gegeben habe. Oswald habe drei Schüsse aus dem fünften Stock des Schulbuchdepots auf die Präsidentenlimousine abgegeben und John F. Kennedy getötet. Es habe keines Meisterschützen bedurft, um innerhalb von 4,8 bis maximal sieben Sekunden drei Schüsse durch eine Baumgruppe hindurch auf ein fahrendes Ziel abzugeben. Der erste Schuss sei fehlgegangen, der zweite habe Kennedys Halswunde und sämtliche Verletzungen des vor ihm sitzenden Connally verursacht, der dritte sei der tödliche Kopftreffer gewesen. Außerdem sei Oswald für den Tod des Streifenpolizisten Tippit verantwortlich. Als Motiv nahm die Kommission eine psychische Zerrüttung Oswalds an. Hinter dessen Ermordung wollte sie ebenfalls keine Verschwörung erkennen, Ruby habe spontan und allein gehandelt. Darüber hinaus kritisierte der Warren-Bericht die offenkundigen Schwachstellen im Personenschutz des Präsidenten, was in der Folge zu dessen deutlicher Verbesserung führte.
17 / 17 / 76Attentat auf John F. Kennedy (19)
Weiterlesen...Der Warren-Report ließ viele Zeitgenossen unbefriedigt. Vor allem die Geschichte des von Kritikern höhnisch als „magischen Kugel“ (engl.: magic bullet) bezeichneten Projektils, das zu sieben Verletzungen an Kennedy und Connally geführt haben soll, stieß vielerorts auf Unglauben. Es wurde auch bald bekannt, dass die Kommission Indizien, die auf mehr als nur einen Täter deuteten, gar nicht näher verfolgt hatte. Zu keinem Zeitpunkt hatten Kommissionsmitglieder die Arbeitsergebnisse des FBI in Frage gestellt, weder Fotografien noch Röntgenaufnahmen, die während der Autopsie gemacht worden waren, hatten ihnen vorgelegen. Tatsächlich hatte Präsident Johnson Kommissionsmitglieder angewiesen, etwaigen Hinweisen auf eine Verwicklung Kubas oder anderer Staaten nicht nachzugehen, wie sie von Exilkubanern in den Tagen nach dem Attentat absichtsvoll gestreut worden waren: Der Präsident fürchtete, die Nachricht, dass Kuba oder die Sowjetunion hinter dem Attentat stünden, könnte die Gefahr eines Dritten Weltkrieges heraufbeschwören.
18 / 18 / 76Attentat auf John F. Kennedy (20)
Weiterlesen...Senator Russell hörte bereits am 29. November 1963 von ihm die Warnung:
Öffentlich lobte Johnson den Bericht nach der Veröffentlichung zwar, in Hintergrundgesprächen bezweifelte er jedoch dessen Schlussfolgerungen und vermutete eine Verbindung zwischen der Ermordung Kennedys und den geheimen CIA-Projekten zur Ermordung ausländischer Staatsmänner.
Es herrscht die Ansicht vor, dass die Kommission keine unvoreingenommene und ergebnisoffene Untersuchung des Falles leistete. Die Möglichkeit, dass es auch andere Täter gegeben habe oder Oswald unschuldig sein könnte, zog die Kommission nicht in Betracht.19 / 19 / 76